Positionspapier 12-24-12
BÜNDNIS DEUTSCHLAND setzt sich dafür ein, die wohnortnahe Versorgung durch inhabergeführte Apotheken langfristig sicherzustellen und diese Apotheken in ihrer Funktion als zentrale Anlaufstellen für gesundheitliche Versorgung zu entlasten. Angesichts der hohen regulatorischen Anforderungen, wirtschaftlichen Herausforderungen und des Wettbewerbsdrucks durch Versandapotheken sind Reformen notwendig, um die Apothekenstruktur zu stärken und vor allem in ländlichen Regionen zu erhalten.
Im Detail fordert BÜNDNIS DEUTSCHLAND:
- Bürokratieabbau und vereinfachte Dokumentationspflichten
Eine deutliche Entlastung von Bürokratie und Dokumentationen, denn nur so kann man es den Apotheken vor Ort ermöglichen, sich wieder stärker auf die Patientenbetreuung zu konzentrieren. Bislang werden Apotheken durch eine Vielzahl von Dokumentationspflichten belastet, die den täglichen Ablauf erschweren und unnötige Zeit binden.
- Erhöhung der Rezepturvergütung
Rezepturen, die individuell für Patienten hergestellt werden, müssen deutlich besser vergütet werden. Der aktuelle Aufwand steht in keinem Verhältnis zur Vergütung, was langfristig zu einem Rückgang der Rezepturherstellung führt. Eine verbesserte Vergütung ist notwendig, um auch in Zukunft diese wichtige Versorgungsleistung aufrechtzuerhalten.
- Wegfall der Prüfpflicht bei Fertigarzneimitteln
Redundante Prüfpflichten müssen abgeschafft werden. Apotheken sind aktuell dazu verpflichtet, Fertigarzneimittel zu prüfen, obwohl diese bereits durch die Hersteller und den Großhandel kontrolliert wurden. Durch die Abschaffung dieser weiteren Prüfebene werden Apotheken von unnötigen Prozessen entlastet und gewinnen mehr Zeit für die Versorgung der Patienten.
- Reduzierung veralteter Laboranforderungen
Vorschriften für Laborgeräte und Prüfverfahren in Apotheken sind häufig nicht mehr zeitgemäß und führen zu unverhältnismäßig hohen Kosten. Eine Aktualisierung der Laborvorschriften und ein Abbau veralteter Vorgaben würden den Betrieb der Apotheken effizienter gestalten.
- Verbesserung der Gewinnspannen und Notdienstvergütung
Die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken ist zunehmend angespannt. Durch höhere Gewinnspannen und eine deutlich verbesserte Vergütung für Notdienste können Apotheken wirtschaftlich stabilisiert und Anreize für eine flächendeckende Versorgung geschaffen werden.
- Abschaffung der Rabattverträge und Flexibilität bei Arzneimitteln
Rabattverträge für Arzneimittel führen zu großen Verwaltungsaufwand, da für einen Wirkstoff oft mehrere existieren. Dies ist für die Lagerhaltung problematisch und trägt zur Patientenverunsicherung bei. Die Abschaffung dieser Verträge oder die Vereinfachung der Lagerhaltung würde eine flexiblere Versorgung ermöglichen und gleichzeitig Kosten senken.
- Faire Wettbewerbsbedingungen für Präsenzapotheken und
Versandapotheken
Der Wettbewerb mit Versandapotheken darf nicht zu einer Schwächung der Präsenzapotheken führen. Wettbewerber sollten nur zugelassen werden, wenn die rechtlichen Voraussetzungen und Anforderungen an den Betrieb – insbesondere hinsichtlich Inhaberstrukturen durch Apotheker – dieselben sind. Ein klarer rechtlicher Rahmen ist notwendig, um eine Gleichbehandlung sicherzustellen.
- Festpreisbindung und Niederlassungsbeschränkung
Festpreise für Arzneimittel dürfen nicht unterwandert werden. Verstöße gegen die Preisbindung sollten mit drastischen Strafen geahndet werden, um eine stabile Preisstruktur zu sichern. Die Niederlassungsfreiheit für Apotheken sollte dahingehend angepasst werden, dass in unterversorgten Regionen Anreize zur Niederlassung geschaffen werden und in überversorgten Gebieten ein Wildwuchs an Apotheken vermieden wird.
- Ausschluss von Impfungen in Apotheken
Impfungen sollten aus fachlichen und hygienischen Gründen weiterhin ausschließlich in Arztpraxen durchgeführt werden. Die ärztliche Kompetenz und der Zugang zu vollständigen Patientendaten sind für eine sichere Impfversorgung unerlässlich.
- Abschaffung des Kassenabschlags
Der Kassenabschlag belastet die Apotheken finanziell und mindert ihre wirtschaftliche Stabilität. Eine Abschaffung würde die Liquidität der Apotheken verbessern und ihnen Spielraum für Investitionen in die Patientenversorgung geben.
- Blistergeschäft
Das Blistergeschäft entlastet Pflegeeinrichtungen erheblich, da Apotheken Medikamente vorsortieren und verpacken, wodurch sich die Personalkosten der Pflegeinrichtungen pro 100 Bewohner um etwa eine Pflegekraft reduzieren lassen. Doch diese Entlastung wird den Apotheken nicht ausreichend vergütet, was zu einer finanziellen Schieflage führt.
- Hilfsmittelversorgung
Bei Hilfsmitteln benachteiligen komplizierte Genehmigungsverfahren und minimalistische Aufschläge die Apotheken. Oft müssen Apotheker sogar draufzahlen, um die Versorgung sicherzustellen. Eine Reform der Vergütungsstruktur ist dringend notwendig, um diese wichtigen Versorgungsleistungen wirtschaftlich tragbar zu gestalten.
Für BÜNDNIS DEUTSCHLAND ist eine nachhaltige Apothekenstruktur für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unverzichtbar und fordert die Reduktion von Bürokratie, eine faire Vergütung und die Sicherstellung fairer Wettbewerbsbedingungen für Inhabergeführte Apotheken, um die wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten und Apotheken als tragende Säule im Gesundheitssystem zu stärken.