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Der neue Koalitionsvertrag: Vollständiges Ausblenden der Kernenergie
- Vollständiges Ausblenden der Kernenergie:
Der Koalitionsvertrag 2025 ignoriert die Kernenergie vollständig. Es wird weder eine Nutzung bestehender Anlagen noch eine Erforschung oder Entwicklung neuer Reaktortypen erwähnt. Aus Sicht von Bündnis Deutschland ist das ein energiepolitisches Versäumnis. - Fokus auf Erneuerbare und Gas:
Die Regierung setzt einseitig auf den Ausbau erneuerbarer Energien und den temporären Einsatz von Gaskraftwerken. Aus Sicht von Bündnis Deutschland fehlt hier eine verlässliche Grundlaststrategie, die Kernkraft bieten könnte. - Versorgungssicherheit gefährdet:
Die im Koalitionsvertrag beschriebene Energiepolitik riskiert, Deutschlands Versorgungssicherheit zu gefährden. Bündnis Deutschland sieht die fehlende Kernenergie-Strategie als Schwächung der nationalen Energieunabhängigkeit. - Kosten- und Klimapolitik aus dem Blick verloren:
Ohne die Kernenergie wird Deutschland nach Ansicht von Bündnis Deutschland weiter mit hohen Energiepreisen kämpfen und seine CO₂-Ziele nur schwer erreichen. - Forschungs- und Technologiestillstand:
Der Vertrag bietet keine Perspektive für innovative Technologien wie Thorium- oder Dual-Fluid-Reaktoren. Bündnis Deutschland kritisiert das als Blockade technologischer Chancen.
Haltung von Bündnis Deutschland zur Kernenergie
1. Klarer Wiedereinstieg gefordert
Bündnis Deutschland spricht sich explizit für einen Neuanfang in der Kerntechnik aus. Sie fordern eine Perspektive zum Wiedereinstieg in die Kernenergie gemeinsam mit europäischen und internationalen Partnern.
„Wir fordern einen Neuanfang und eine Perspektive zum Wiedereinstieg in die Kerntechnik im Verbund mit unseren europäischen Nachbarn und internationalen Wirtschaftspartnern.“
2. Stopp des Rückbaus
Der aktuell laufende Rückbau der bestehenden Kernenergie-Infrastruktur soll sofort gestoppt werden.
„Der derzeit stattfindende Rückbau der Kernenergie-Infrastruktur ist sofort zu stoppen.“
3. Forschungsausbau
Bündnis Deutschland verlangt die Bereitstellung bedeutender Forschungsmittel für alle Bereiche rund um die Kernenergie.
„Hierzu müssen bedeutende Forschungsmittel für alle Wissensgebiete im Umfeld der Kernenergie bereitgestellt werden.“
Begründungen für den Fokus auf Kernenergie
1. Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit
Die Partei kritisiert die aktuelle deutsche Energiepolitik als ideologisch und wenig effizient. Sie betrachtet die Kernenergie als verlässliche, grundlastfähige Energiequelle, die zur Sicherung der Versorgung beiträgt.
„Die Energieerzeugung muss sich an den Kriterien Versorgungssicherheit, Kosteneffizienz und Umweltschutz orientieren.“
2. Kostenargumente
Bündnis Deutschland sieht in der Energiewende eine enorme finanzielle Belastung ohne nennenswerte CO₂-Einsparungen. Durch Kernenergie könnte die Abhängigkeit von hochsubventionierten und preissensiblen Energieformen gesenkt werden.
„Die deutsche Energiewendepolitik der letzten Jahrzehnte kostete mehr als 750 Milliarden Euro und resultierte in den höchsten Strompreisen weltweit – ohne nennenswerte CO₂-Einsparungen.“
3. Unabhängigkeit von ausländischen Stromimporten
Die Abhängigkeit von Stromimporten aus dem Ausland, insbesondere bei möglichen Exportstopps, wird als Risiko gesehen. Kernenergie wird hier als Lösung zur Erhöhung der Eigenversorgung genannt.
„Ein funktionierendes europäisches Verbundsystem erfordert, dass jeder Teilnehmer in der Lage ist, seine eigene Grundversorgung zu sichern.“
4. Wirtschaftlicher Standortfaktor
Kernenergie wird als Schlüssel angesehen, um Deutschland als Industrienation zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu erhalten.
„Energie ist der Schlüssel zum Erfolg einer Industrienation.“
Fazit
Bündnis Deutschland verfolgt eine deutliche Pro-Kernkraft-Strategie:
- Der bestehende Rückbau soll gestoppt werden.
- Es wird ein strategischer Wiedereinstieg angestrebt, begleitet von umfangreicher Forschung.
- Kernenergie wird als zentrale Lösung zur Sicherung der Versorgung, zur Stabilisierung der Energiepreise und zur Unabhängigkeit von Stromimporten angesehen.
- Im Wahlprogramm wird dies als Bestandteil eines marktwirtschaftlich orientierten und ideologiefreien Energiemixes gesehen.
Hier detallierte Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der Kernenergie:
Moderne Kernkraft: Chancen, Risiken und der Vergleich von Reaktortypen
Die Diskussion um die Zukunft der Energieversorgung wird zunehmend von Fragen der Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit geprägt. Neben erneuerbaren Energien rückt auch die Kernkraft wieder stärker ins Blickfeld, insbesondere innovative Reaktortypen, die versprechen, bekannte Schwächen der klassischen Kerntechnik zu überwinden. In diesem Artikel vergleichen wir drei unterschiedliche Technologien: den klassischen Leichtwasserreaktor, den Thorium-Reaktor und den Dual-Fluid-Reaktor. Besonderes Augenmerk legen wir auf die Themen Restmüll, Entsorgung, Risiken einer Kernschmelze sowie die potenziellen Einsatzgebiete.
Der klassische Reaktor (Leichtwasserreaktor)
Funktionsweise
Der Leichtwasserreaktor ist der weltweit am häufigsten eingesetzte Reaktortyp. Er nutzt Uran-235 als Brennstoff und Wasser sowohl als Moderator als auch zur Kühlung. Bekannte Vertreter sind Druckwasser- und Siedewasserreaktoren.
Restmüll und Entsorgung
Hier entstehen langlebige radioaktive Abfälle, insbesondere Plutonium und hochaktive Spaltprodukte. Die Entsorgung erfordert Endlagerlösungen mit Zeithorizonten von mehreren hunderttausend Jahren.
Risiko der Kernschmelze
Ein zentrales Risiko besteht bei Kühlmittelverlust, was zur Überhitzung und schließlich zur Kernschmelze führen kann (wie z. B. in Fukushima). Auch bei Notfallmaßnahmen bleibt ein Restrisiko bestehen.
Einsatzgebiete
Heute wird der klassische Reaktor vor allem in großen Kraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt. Er eignet sich weniger für flexible oder dezentrale Anwendungen.
Thorium-Reaktor
Funktionsweise
Thorium-Reaktoren basieren auf Thorium-232, das durch Neutroneneinfang zu Uran-233 umgewandelt wird, welches dann die eigentliche Spaltung betreibt. Häufig ist der Flüssigsalzreaktor das bevorzugte Konzept für die Nutzung von Thorium.
Restmüll und Entsorgung
Thorium-Reaktoren produzieren insgesamt weniger langlebige radioaktive Abfälle als Uran-betriebene Anlagen. Auch die Gefährlichkeit des Endlagergutes ist geringer, da Plutonium kaum entsteht. Die Halbwertszeiten der entstehenden Spaltprodukte sind kürzer.
Risiko der Kernschmelze
Da viele Thorium-Reaktoren als Flüssigsalzreaktoren konzipiert sind, bei denen der Brennstoff bereits in flüssiger Form vorliegt, entfällt das klassische Kernschmelzrisiko weitgehend. Bei Überhitzung kann der Brennstoff in einen Auffangbehälter abgelassen werden, wo die Reaktion stoppt.
Einsatzgebiete
Geeignet für die sichere Stromerzeugung in großen Kraftwerken, aber auch für kleinere modulare Reaktoren denkbar. Besonders interessant für Länder ohne Uranvorkommen, da Thorium reichlich verfügbar ist.
Dual-Fluid-Reaktor
Funktionsweise
Der Dual-Fluid-Reaktor ist eine noch in Entwicklung befindliche Technologie. Er trennt Kühlmittel und Brennstoffkreislauf, wobei der Brennstoff als flüssiges Metall oder Salz zirkuliert und ein separates flüssiges Metall als Kühlmittel dient. Dies ermöglicht hohe Temperaturen und damit eine sehr effiziente Energiegewinnung.
Restmüll und Entsorgung
Der Dual-Fluid-Reaktor verspricht eine nahezu vollständige Verwertung des Brennstoffs. Auch bereits existierender Atommüll kann als Brennstoff genutzt werden, wodurch sich die Menge und Gefährlichkeit des Endlagermaterials drastisch reduzieren. Die Halbwertszeiten der verbleibenden Abfälle sind deutlich kürzer.
Risiko der Kernschmelze
Da der Brennstoff bereits flüssig ist, entfällt auch hier das klassische Kernschmelzrisiko. Außerdem erlaubt die Bauweise eine passive Sicherheit: Bei Überhitzung entleert sich der Reaktorkern automatisch in einen sicheren Auffangbehälter.
Einsatzgebiete
Dank hoher Betriebstemperaturen ideal nicht nur für Strom, sondern auch für Prozesswärme in der Industrie oder die Erzeugung von Wasserstoff. Flexibel einsetzbar, auch für dezentrale Energieversorgung.
Thorium-Reaktoren: Aktuelle Entwicklungen und Erfahrungen
China: Thorium-Flüssigsalzreaktor (TMSR-LF1)
China hat bedeutende Fortschritte in der Entwicklung von Thorium-Flüssigsalzreaktoren gemacht. Im September 2018 begann der Bau des experimentellen Thorium Molten Salt Reactor – Liquid Fuel 1 (TMSR-LF1) in Wuwei, Gansu-Provinz. Im Juni 2023 erhielt das Shanghai Institute of Applied Physics die Betriebsgenehmigung für diesen 2 MWt-Reaktor. Dies stellt einen wichtigen Meilenstein in Chinas Bestrebungen dar, fortschrittliche Kerntechnologien zu entwickeln. Interesting Engineering+4Interesting Engineering+4World Nuclear News+4Wikipedia+1Next Big Future+1
Erfahrungen und Ausblick:
Der TMSR-LF1 dient als Testplattform für die Thorium-Technologie. Sollte der Betrieb erfolgreich verlaufen, plant China den Bau größerer Demonstrationsanlagen bis 2030. Die Technologie verspricht eine sicherere und nachhaltigere Energiequelle, da Thorium in China reichlich vorhanden ist und die Reaktoren inhärent sicherer sein sollen. Interesting Engineering
Deutschland: THTR-300
In Deutschland wurde der Thorium-Hochtemperaturreaktor THTR-300 in Hamm-Uentrop als Prototyp eines kommerziellen Kugelhaufenreaktors betrieben. Nach einer etwa 14-jährigen Bauzeit begann der Reaktor 1985 mit dem Betrieb. Während seiner Laufzeit von 423 Volllasttagen erzeugte er etwa 2,9 Millionen MWh Strom. Trotz technischer Erfolge wurde der Reaktor 1989 aufgrund finanzieller Risiken und politischer Entscheidungen stillgelegt. NRC Web+2Energie-Informationsbüro+2Wikipedia+2ScienceDirect
Erfahrungen:
Der THTR-300 bestätigte die prinzipielle Machbarkeit des Kugelhaufenreaktorkonzepts mit Thorium-Brennstoff. Allerdings führten hohe Kosten, technische Herausforderungen und politische Faktoren zur vorzeitigen Stilllegung. Die Erfahrungen aus dem Betrieb fließen jedoch in aktuelle Entwicklungen moderner Reaktorkonzepte ein.
Dual-Fluid-Reaktor: Fortschritte und geplante Projekte
Kooperation zwischen Dual Fluid und Ruanda
Das deutsch-kanadische Unternehmen Dual Fluid hat im September 2023 eine Vereinbarung mit der ruandischen Atomenergiebehörde (Rwanda Atomic Energy Board, RAEB) unterzeichnet, um den weltweit ersten Demonstrationsreaktor dieses Typs in Ruanda zu errichten. Dieses Projekt zielt darauf ab, eine nachhaltige und innovative Energieinfrastruktur in Afrika zu etablieren. Dual Fluid+7Nuklearforum Schweiz+7Dual Fluid+7Dual Fluid
Geplante Schritte:
In produktiven Gesprächen zwischen Vertretern von Dual Fluid und der ruandischen Regierung wurden die nächsten Schritte für die Realisierung des Demonstrationsreaktors festgelegt. Das Projekt befindet sich in fortgeschrittener Planung und stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigen und sicheren Energiezukunft für Afrika dar. Dual Fluid
Technologie und Sicherheit:
Der Dual-Fluid-Reaktor kombiniert die Vorteile von Flüssigsalz- und Metallkühlreaktoren, indem er zwei separate Flüssigkeiten verwendet: eine für den Brennstoff und eine für das Kühlmittel. Dieses Design ermöglicht hohe Betriebstemperaturen und eine effiziente Energiegewinnung. Zudem verspricht es inhärente Sicherheitsmerkmale, da der Reaktor sich selbst reguliert und durch Naturgesetze geschützt ist. Dual Fluid
Geschätzte Kosten für die Reaktivierung alter Reaktoren
Die Kosten für die Wiederinbetriebnahme variieren je nach Zustand und Rückbaufortschritt der einzelnen Anlagen. Laut einer Studie des Nuklearia e.V. könnten die Kosten wie folgt ausfallen:Nuklearia
- Brokdorf und Emsland: Jeweils bis zu 1 Milliarde Euro.BR.de+3Nuklearia+3heise online+3
- Gundremmingen B und C, Isar 2, Krümmel, Neckarwestheim 2 und Philippsburg 2: Jeweils etwa 3 Milliarden Euro.
Zum Vergleich: Ein Neubau eines Kernkraftwerks würde ab 7 Milliarden Euro kosten. Nuklearia+1DIE WELT+1
Diese Schätzungen basieren auf Erfahrungen mit ähnlichen Projekten weltweit und berücksichtigen den individuellen Rückbaustand der jeweiligen Anlage.ingenieur.de
Zeitlicher Rahmen für die Wiederinbetriebnahme
Die Dauer bis zur Wiederinbetriebnahme hängt vom Zustand der Anlagen ab:Blackout News+4Nuklearia+4DIE WELT+4
- Brokdorf und Emsland: Könnten innerhalb von 3 bis 5 Jahren reaktiviert werden.
- Die übrigen genannten Kraftwerke: Würden etwa 6 bis 8 Jahre benötigen.Nuklearia
Diese Zeiträume umfassen die notwendigen Genehmigungsverfahren, technische Nachrüstungen und den Aufbau qualifizierten Personals. DIE WELT+1DIE WELT+1
Laufzeit und Genehmigungen
Für eine Wiederinbetriebnahme müssten die bestehenden gesetzlichen Regelungen geändert werden, da das Atomgesetz nach dem Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie die Stilllegung und den Rückbau der Anlagen vorsieht. Eine Laufzeitverlängerung wäre somit nur nach entsprechenden Gesetzesänderungen und umfangreichen Sicherheitsüberprüfungen möglich. DIE WELTDeutscher Bundestag+3Wikipedia – Die freie Enzyklopädie+3BSI+3
Kosten der neuen Thoriumreaktoren
Die Kosten für den Bau eines Thoriumreaktors nach chinesischem Vorbild können je nach Größe, Technologie und Standort erheblich variieren. Ein Beispiel ist der chinesische experimentelle Thorium-Flüssigsalzreaktor TMSR-LF1 mit einer thermischen Leistung von 2 Megawatt. Dieses Projekt wurde 2011 mit einem Budget von etwa 3 Milliarden Yuan (rund 450 Millionen US-Dollar) gestartet. Die Bauarbeiten begannen 2018 und wurden 2021 abgeschlossen.Wikipedia+3Nuclear Engineering International+3Wikipedia+3
China plant, basierend auf den Erfahrungen mit dem TMSR-LF1, bis 2030 einen größeren Thorium-Flüssigsalzreaktor mit einer Kapazität von 373 Megawatt zu bauen. Obwohl genaue Kostenschätzungen für diesen größeren Reaktor nicht öffentlich verfügbar sind, ist anzunehmen, dass die Kosten aufgrund der Skalierungseffekte pro Megawatt niedriger ausfallen könnten als bei kleineren, experimentellen Anlagen.Next Big Future+5Neutron Bytes+5Tech Times+5
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die tatsächlichen Kosten für den Bau eines Thoriumreaktors von verschiedenen Faktoren abhängen, darunter technologische Fortschritte, regulatorische Anforderungen, Standortbedingungen und lokale Baukosten.
Die Kosten für den Bau deutscher Kernkraftwerke variierten erheblich, abhängig von Technologie, Bauzeit und spezifischen Anforderungen. Einige Beispiele illustrieren diese Unterschiede:
- Kernkraftwerk Grafenrheinfeld: Die ursprünglichen Kostenprognosen lagen bei etwa 1,1 Milliarden DM. Aufgrund von Verzögerungen und zusätzlichen Sicherheitsanforderungen stiegen die tatsächlichen Baukosten bis zur Fertigstellung 1981 auf etwa 2,5 Milliarden DM. Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
- Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR-300) in Hamm-Uentrop: Ursprünglich auf 690 Millionen DM geschätzt, beliefen sich die endgültigen Kosten aufgrund technischer Herausforderungen und Bauverzögerungen auf über 4 Milliarden DM. Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
- Schneller Brüter in Kalkar: Die Kosten stiegen von anfänglich geplanten 500 Millionen DM auf insgesamt 7 Milliarden DM, hauptsächlich bedingt durch sicherheitstechnische Nachrüstungen und Bauunterbrechungen. Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
Um diese historischen Kosten an die heutige Kaufkraft anzupassen, ist eine Inflationsbereinigung erforderlich. Beispielsweise entspricht eine Milliarde DM aus dem Jahr 1980 inflationsbereinigt etwa 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2025. Daher würden sich die genannten Baukosten wie folgt in heutiger Währung darstellen:
- Grafenrheinfeld: Ungefähr 4,5 Milliarden Euro
- THTR-300: Rund 7,2 Milliarden Euro
- Kalkar: Etwa 12,6 Milliarden Euro
Diese Umrechnung basiert auf durchschnittlichen Inflationsraten und dient der groben Orientierung.
Zum Vergleich: Moderne Kernkraftwerke erfordern heute Investitionen zwischen 6 und 12 Milliarden Euro pro Reaktor, abhängig von Standort, Technologie und Sicherheitsanforderungen. Benefit-Blog
Es ist wichtig zu betonen, dass die Wirtschaftlichkeit von Kernkraftwerken nicht nur von den Baukosten abhängt, sondern auch von Betriebskosten, Laufzeit, Finanzierungskonditionen und politischen Rahmenbedingungen beeinflusst wird.
Auswirkungen der Reaktivierung der alten Reaktoren auf die Stroimpreise
Die Wiederinbetriebnahme der sechs zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke in Deutschland wirft Fragen zur potenziellen Stromerzeugung und den Auswirkungen auf die Strompreise auf.
Potenzielle Stromerzeugung
Die sechs Kernkraftwerke – Brokdorf, Grohnde, Gundremmingen C, Neckarwestheim 2, Isar 2 und Emsland – hatten zusammen eine Nettoleistung von etwa 8 Gigawatt (GW). Bei einer durchschnittlichen Verfügbarkeit könnten diese Anlagen jährlich etwa 65 Terawattstunden (TWh) Strom erzeugen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren würde dies einer Gesamtproduktion von etwa 325 TWh entsprechen.Nuklearia+2DIW Berlin+2Wikipedia – Die freie Enzyklopädie+2KernD – Kerntechnik Deutschland e.V.
Auswirkungen auf die Strompreise
Die Wiederinbetriebnahme dieser Kernkraftwerke könnte potenziell zu einer Senkung der Strompreise beitragen, insbesondere durch die Bereitstellung von zusätzlicher Grundlastkapazität. Allerdings sind genaue Prognosen schwierig, da die Strompreise von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden, darunter Brennstoffkosten, Netzentgelte, Steuern, Abgaben und der Ausbau erneuerbarer Energien. Zudem würden die Anlaufkosten für die Reaktivierung der Anlagen die potenziellen Einsparungen zunächst reduzieren. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass die Reaktivierungskosten im Bereich von mehreren Milliarden Euro pro Anlage liegen könnten. ingenieur.de
CO2-Einsparungen durch Kernenergie in Deutschland
Die Reaktivierung der sechs zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke in Deutschland könnte einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion von CO₂-Emissionen leisten, indem sie einen Teil der Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken ersetzen.
Potenzielle Einsparung von Kohlekraftwerken
Die sechs Kernkraftwerke – Brokdorf, Grohnde, Gundremmingen C, Neckarwestheim 2, Isar 2 und Emsland – hatten zusammen eine Nettoleistung von etwa 8 Gigawatt (GW). Bei einer durchschnittlichen Verfügbarkeit könnten diese Anlagen jährlich etwa 65 Terawattstunden (TWh) Strom erzeugen. Moderne Kohlekraftwerke haben typischerweise eine Leistung zwischen 500 und 1.000 Megawatt (MW) und produzieren jährlich zwischen 3,5 und 7 TWh Strom, abhängig von ihrer Auslastung. Daher könnten die reaktivierten Kernkraftwerke die Stromproduktion von etwa 9 bis 18 Kohlekraftwerken dieser Größe ersetzen.
Mögliche CO₂-Einsparungen
Kohlekraftwerke emittieren durchschnittlich etwa 820 bis 1.175 Gramm CO₂ pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) Strom, abhängig von der Art der Kohle (Steinkohle oder Braunkohle) und der Effizienz des Kraftwerks. Kernkraftwerke hingegen verursachen im Betrieb nahezu keine direkten CO₂-Emissionen. Daher könnte die Substitution von 65 TWh Strom aus Kohlekraftwerken durch Kernkraftwerke zu einer jährlichen Reduktion der CO₂-Emissionen von etwa 53 bis 76 Millionen Tonnen führen.
Diese Zahlen verdeutlichen das Potenzial der Kernenergie zur Verringerung von Treibhausgasemissionen im Energiesektor. Allerdings sollten bei der Bewertung auch andere Faktoren wie Kosten, Sicherheitsaspekte und gesellschaftliche Akzeptanz berücksichtigt werden.
Die Bedeutung von Kohle- und Kernkraftwerken für die Grundlastversorgung
Was ist die Grundlast?
Zunächst eine kurze Begriffserklärung:
Die Grundlast bezeichnet den kontinuierlich anfallenden Mindestbedarf an elektrischer Energie in einem Stromnetz, der rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres gedeckt werden muss. Unabhängig davon, ob Tag oder Nacht, ob Sommer oder Winter, Haushalte, Industrie und Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Verkehr und IT-Systeme benötigen konstant eine bestimmte Menge Strom.
Der Strombedarf schwankt zwar im Tages- und Jahresverlauf, aber es gibt immer einen Sockelverbrauch – eben die Grundlast.
Kohlekraftwerke und die Grundlast
Funktionsweise und Rolle
- Kohlekraftwerke (besonders Braunkohle- und moderne Steinkohlekraftwerke) sind klassische Grundlastkraftwerke.
- Sie arbeiten wirtschaftlich am besten im Dauerbetrieb, weil das Hoch- und Herunterfahren der Anlagen aufwendig und zeitintensiv ist.
- Durch die kontinuierliche Verbrennung von Kohle können sie rund um die Uhr zuverlässig Strom liefern.
Vorteile für die Grundlast
- Hohe Verfügbarkeit: Kohlekraftwerke sind nicht wetterabhängig.
- Planbarkeit: Sie können kontinuierlich auf hohem Niveau arbeiten.
Nachteile
- Klimabelastung: Sie stoßen erhebliche Mengen CO₂ aus.
- Luftschadstoffe: Neben CO₂ entstehen auch Feinstaub und Stickoxide.
- Rohstoffabhängigkeit: Kohle ist ein endlicher Rohstoff.
Kernkraftwerke und die Grundlast
Funktionsweise und Rolle
- Auch Kernkraftwerke sind klassische Grundlastkraftwerke.
- Sie sind darauf ausgelegt, konstant große Mengen Energie zu erzeugen. Ihr Betrieb läuft über viele Monate ohne Unterbrechung, bevor sie für Wartung oder Nachladen des Brennstoffs abgeschaltet werden.
- Wegen des aufwändigen Prozesses der Leistungsanpassung und der hohen Fixkosten rentieren sie sich am besten bei möglichst konstantem Dauerbetrieb.
Vorteile für die Grundlast
- Sehr hohe Verfügbarkeit: Kernkraftwerke können unabhängig von Witterung und Tageszeit betrieben werden.
- Geringe CO₂-Emissionen: Im Betrieb nahezu CO₂-frei.
- Hohe Energiedichte: Aus relativ wenig Brennstoff wird sehr viel Energie gewonnen.
- Planbare Versorgungssicherheit: Ideale Ergänzung, wenn Erneuerbare Energien wetterbedingt schwanken.
Nachteile
- Lange Bau- und Genehmigungszeiten: Errichtung dauert viele Jahre.
- Kosten: Hohe Investitionskosten, insbesondere für Sicherheit.
- Restmüllproblematik: Endlagerung hochradioaktiver Abfälle bleibt eine Herausforderung.
Vergleich: Kohlekraftwerk vs. Kernkraftwerk für die Grundlast
Kriterium | Kohlekraftwerk | Kernkraftwerk |
---|---|---|
CO₂-Ausstoß im Betrieb | Hoch (Braun- und Steinkohle) | Sehr gering |
Versorgungssicherheit | Hoch, stabil | Sehr hoch, stabil |
Flexibilität | Mittel, träge bei Lastwechsel | Gering bis mittel, eher träge |
Einsatzbereich | Grundlast und teilweise Mittellast | Vor allem Grundlast |
Emissionen außer CO₂ | Staub, Schwefel, Stickoxide | Keine Luftschadstoffe |
Endlagerung/Entsorgung | Asche, aber kein Hochrisikoabfall | Hochradioaktiver Müll |
Betriebsdauer | 40–60 Jahre | 40–80 Jahre, je nach Nachrüstung |
Zusammenfassung Kernenergie
Die Kernenergie spielt im aktuellen Koalitionsvertrag 2025 keinerlei Rolle. Weder der Erhalt noch die Weiterentwicklung der Kernenergie wird dort berücksichtigt, obwohl sie ein wichtiger Baustein für eine sichere und bezahlbare Energiezukunft sein könnte.
Bündnis Deutschland kritisiert, dass ohne Kernenergie die Grundlastfähigkeit des Stromnetzes gefährdet wird. Die Partei fordert nicht nur die Wiederaufnahme der Kernenergie, sondern auch massive Investitionen in Forschung rund um moderne Kernenergie-Technologien. Ohne die Kernenergie drohen weiterhin hohe Strompreise und eine steigende Importabhängigkeit. Bündnis Deutschland sieht die Kernenergie als entscheidend, um Deutschland als Industrienation zu sichern. Während andere Staaten auf Kernenergie setzen, bleibt Deutschland zurückhaltend. Doch gerade mit neuen Ansätzen wie der Dual-Fluid-Technologie könnte die Kernenergie einen entscheidenden Beitrag zur Klimaneutralität leisten.